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HABITAT / 2021
Elisabeth Fiedler
Es war zu Weihnachten 1968, als die Astronauten der Apollo-8-Mission während der vierten Mondumkreisung, auf aschgraues Geröll, Staub und Krater blickend, plötzlich unwirklich schön die Erde aufgehen sahen. Mit diesem ersten Erleben des Blicks auf die Erde und dem Earthrise- Foto von William Anders war dessen Fazit der Mission: „Wir sind so weit geflogen, um den Mond zu erforschen – aber das Wichtigste war, dass wir die Erde entdeckt haben.“1) Mit jener gefühlten Erkenntnis der Kleinheit und Eingebundenheit des Menschen in ein Unendliches, aber auch die Fragilität und Verletzlichkeit der lediglich 12 km starken, zerbrechlichen und hoch komplexen unteren, für uns lebenswichtigen Schicht der Atmosphäre, der Troposphäre, unserem Lebensraum, dem HABITAT 2), war der Beginn für ein globales Umweltbewusstsein und die damit verbundene Bewegung gelegt. Das „einflussreichste Umweltfoto, das jemals gemacht wurde“3), in unserem kollektiven Gedächtnis eingeschrieben, sowie die Bedeutung unseres Handelns der Welt und dem Leben gegenüber waren in ihrer Brisanz noch nie so deutlich wie heute. In dieser allgemein aufgeladenen Problematik sucht Bernhard Wolf nach einer möglichst einprägsamen, reduzierten, weithin sichtbaren Formensprache, die uns alle erreicht. So zieht er über die gesamte Landtorrampe händisch schmucklose Kreise als schematische Planetendarstellungen im Sonnensystem. Die derzeit durchschnittlichen Oberflächentemperaturen auf Sonne, Erde und Uranus verdeutlichen diskrepante und gleichzeitig feinst aufeinander reagierende Zustandsbilder als plakative, weithin sichtbare und verständliche Zeichen, Ikonen, Logos.
Die Straße mit der Rampe auf den Landtorberg als informellem Wahrzeichen von Judenburg mit seinem markanten Planetarium verbindet die Unterstadt mit der historischen Altstadt. Judenburg steht als Knoten wichtiger Handelsstraßen exemplarisch für Vernetzung und trägt die höchsten österreichischen und europäischen Auszeichnungen für Energieeffizienz und Klimaschutz.
Dr. Elisabeth Fiedler
Chefkuratorin am Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, Universalmuseum Joanneum, Leiterin Österreichischer Skulpturenpark
1) Tobias Jochheim: „Earthrise“. Das Foto, das alles änderte, 26. Dezember 2018, 21:33, https://rp-online.de/panorama/wissen/das-foto-das-alles-aenderte_aid-35331684, S. 4.
2) Vgl. CRITICAL ZONES, The Science and Politics of Landing on Earth, ed. Bruno Latour, Peter Weibel, ZKM/Center for Art and Media Karlsruhe, Germany & The MIT Press Cambridge, MA/London, England, Karlsruhe 2020.
3) www.abc.net.au/science/moon/earthrise.htm